Günstig wohnen am Tegernsee: Mit Kindern punkten

„Wohnraum muss bezahlbar sein!“ – eine wiederkehrende politische Forderung, die zuverlässig auf viel Beifall trifft. Doch im Tal wird es für Normal-Verdiener häufig eng. Die Gemeinden tun einiges, um auch für Arbeiter und Angestellte die Mieten erträglich zu halten. Wie man an die günstigen Wohnungen kommt? Wir haben uns umgehört.

Hinter dem Bauhof in Gmund werden 14 neue Wohnungen entstehen.

Auch am Tegernsee, einer Region mit einer hohen Milliardärs-Dichte, herrschen für den Immobilien- und damit für den Mietwohnungsmarkt die Gesetze von Angebot und Nachfrage.

Aber die Region lebt vor allem von den vielen im Tourismus oder den Kliniken beschäftigten Arbeitern und Angestellten. Branchen, in denen nicht die höchsten Löhne und Gehälter gezahlt werden. Trotzdem muss bezahlbarer Wohnraum da sein.

Bezahlbare Wohnungen

Alle Gemeinden im Tal sind Eigentümer von Wohnungen, die sie für Normal-Verdiener und finanzschwächere Bürger reservieren. Wer einziehen darf, wird dabei nach sozialen Gesichtspunkten entschieden. Gemeinden geben bei der Vergabe von günstigem Wohnraum beispielsweise Punkte für Familien mit Kindern.

Denn vor allem Familien müssen die Möglichkeit haben, nahe am Arbeitsplatz zu leben. Die Pendlerei zwischen Arbeitsstelle, Wohnung, Hort und Schule ist sonst logistisch meist nicht zu schaffen. Kinderlose Singles haben schlechtere Chancen auf eine Gemeindewohnung. Doch ganz allgemein gilt: Die oft sehr günstigen Gemeinden-Wohnungen sind alle vermietet und die Wartelisten lang.

 

Rühriges Gmund

Obwohl es kein umfassendes Programm zur Sicherung von bezahlbarem Wohnraum gibt, so ist die nördlichste der Talgemeinden doch sehr aktiv. Mehr als 100 Wohnungen sind im Eigentum der Gemeinde beziehungsweise des angeschlossenen Kommunalunternehmens.

Nicht direkt am See, aber idyllisch gelegen: Auch dieses Objekt gehört der Gemeinde Gmund.

Während die Mieten auf dem freien Markt bei über 8,70 Euro pro m² liegen, zahlen die Bewohner der gemeindeeigenen Wohnungen zwischen drei und sieben Euro. „Die Gemeinde sieht sich in einer sozialen Verpflichtung“, erklärt Florian Ruml, Geschäftsleiter in Gmund. So werde auch ständig in die Wohnungen investiert und saniert.

Auch mit ihrem Einheimischen-Programm war die Gemeinde Gmund sehr erfolgreich. Von 2013 bis 2015 wurden am Landbaderfeld Grundstücke zur Verfügung gestellt, die sehr begehrt waren. Ein anderes Programm scheiterte am Widerspruch des Kreisrates. Der hätte ein Landschaftsschutzgebiet im Flächennutzungsplan zur Bebauung freigeben müssen.

Sehr ruhige Wohnlage in Gmund und das Rathaus als Nachbarn

Aber der Gemeinderat ließ sich nicht entmutigen und hat nun am 12. April ein neues Objekt beschlossen. Entstehen sollen zwei Mehrfamilienhäuser mit jeweils sieben Wohnungen. Dabei hat man auch die Asylbewerber im Blick. Spätestens wenn einige der Flüchtlinge vom Staat offiziell anerkannt werden, ist die Gemeinde in der Pflicht.

 

Tegernsee hat es nicht einfach

Jedes Jahr investiert die Stadt Tegernsee rund 200.000 Euro in ihre Wohnungen. 153 davon gibt es und es sollen noch mehr werden. Zwischen 6,50 und 7,50 Euro pro Quadratmeter zahlt man hier für eine städtische Wohnung. Die Vergleichspreise auf dem freien Markt liegen mit über 10,50 Euro deutlich drüber. Doch auch hier ist die Warteliste lang und wird immer länger.

In Tegernsee arbeitet man mit einem System, bei dem es Punkte für die Kinder in der Familie gibt. So kann man gegebenenfalls schneller an eine Wohnung der Stadt kommen. Aber auch bedürftige Rentner haben eine gute Chance auf eine günstige Wohnung.

2, 11 Millionen hat die Stadt Tegernsee 2015 in das Objekt investiert.

Auf dem alten Krankenhaus-Areal sollen nun weitere günstige Wohnungen entstehen. Johannes Hagn (CSU), 1. Bürgermeister der Stadt Tegernsee, setzt dabei auf Nachhaltigkeit und Konsequenz. So sei es wichtig, keine Kompromisse zu machen, die zum Beispiel das Park-Problem in der Stadt verschärfen würden. Ein Einheimischen-Programm plant man in Tegernsee nicht. Dafür fehlen aufgrund der Hanglage verfügbare Bauflächen.

Wie es in den anderen Gemeinden am Tegernsee aussieht, erfahren Sie bei der „Tegernseer Stimme“.